Winter im Hochgebirge, 2014: Wegen der anhaltenden schlechten Wetterlage in Mugu zahlte eine junge Frau einen sehr hohen Preis.
OHNE RAT UND HILFE DURCH DIE SCHWANGERSCHAFT
Jaukala stammt ursprünglich aus Shreekot, einem Dorf, das damals noch außerhalb unseres Projektgebietes in Mugu lag. Die junge Frau ist ein paar Monate zuvor in die kleine Distrikthauptstadt Gamghadi gekommen, um dort Arbeit zu finden. Da ihr Mann erblindet ist und nur selten eine Arbeit hat, verdient sie den Lebensunterhalt. Trotz fortschreitender Schwangerschaft arbeitete sie tagaus, tagein auf dem Markt und trug von morgens bis abends schwere Lasten. Eine Vorsorgeuntersuchung hat sie nie gehabt, da war niemand, der sie durch die Schwangerschaft begleitete.
SELBST IM NOTFALL KEINE CHANCE AUF MEDIZINISCHE HILFE
Jaukala stand bereits kurz vor der Geburt, als sie plötzlich unter starken Schmerzen litt. Sie suchte das Krankenhaus in Gamgadhi auf, das einzige der gesamten Bergregion, zuständig für 55.000 Menschen. Der Arzt diagnostizierte, dass das Baby falschherum liege und riet zu einer schnellen Operation. Aufgrund der mangelnden technischen, medizinischen und personellen Ausstattung sei dies jedoch in Mugu unmöglich.
EIN VERMEIDBARER TOD
In der verzweifelten Hoffnung, rechtzeitig das Tiefland zu erreichen, legte Jaukala unter schweren Blutungen den langen Fußmarsch mit ihrem Mann zur Flugpiste nach Thalcha zurück. Dort harrte sie drei volle Tage unter Schmerzen, unzureichender Verpflegung und bei bitterer Kälte aus. Aufgrund des anhaltenden Schneefalles konnte keine Maschine starten oder landen. Jaukala lag neben der Landebahn und verlor ihr Kind.
SCHMERZHAFTES ÜBERLEBEN
Bald darauf erfuhr unser Team vor Ort von dem tragischen Vorfall. Sofort eilte unser Gesundheitsassistent Pahal los, die Frau zu suchen und ihr zu helfen. Wenige Stunden später fand er die mittlerweile gänzlich geschwächte Jaukala mit ihrem Mann in einem gemieteten Zimmer. Überall war Blut. Ohne ärztliche Behandlung bestand aufgrund des hohen Blutverlustes akute Lebensgefahr. Also trugen sie Jaukala sofort ins Krankenhaus nach Gamgadhi. Pahal kümmerte sich um die ärztliche Versorgung und besorgte die notwendigen Medikamente und Transfusionen, da diese im Krankenhaus nicht verfügbar waren. Die junge Frau verblieb eine Woche im Krankenbett, Back to Life kam für alle Kosten auf und zahlte ihr danach für eine weitere Woche ein Zimmer in Gamgadhi, damit sie wieder zu Kräften kommen konnte, bevor ihr harter Alltag von Neuem begann.
DIE GUTE NACHRICHT
Mittlerweile hat sich der Radius unserer Projekte in Mugu stetig erweitert und seit Sommer 2020 steht den Frauen von Shreekot sowie den Nachbardörfern ein Geburtshaus für die Gesundheit von Mutter-und-Kind zur Verfügung. Damit die Frauen während der Schwangerschaft und Geburt nicht auf sich allein gestellt sind.
Jaukala erhält nach der Einlieferung in das Gamghadi Krankenhaus zusätzliche Versorgung durch Pahal, den Krankenpfleger unseres Geburtshauses
Sowohl Jaukala als auch ihr Mann erhielten ausreichend Nahrungsmittel sowie spezielle Aufbaupräparate, da beide seit längerem nichts gegessen hatten. Außerdem besorgten wir weitere Decken und beauftragten eine zusätzliche Krankenschwester sowie unsere Hebamme Saroja, sich regelmäßig um Jaukala zu kümmern.
Heute, einige Tage später, geht es ihr bereits etwas besser, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis sie die dramatischen Erlebnisse verarbeitet hat und auch körperlich wieder in der Lage sein wird zu arbeiten.
Während der Mittagszeit erholt sich Jaukala vor dem Krankenhaus in der Sonne. Auch hier steht ihr regelmäßig ein Mitarbeiter von Back to Life zur Seite.
Bis dahin werden wir das Ehepaar bestmöglich unterstützen, indem wir uns um Unterkunft, Verpflegung und eine für die Region, bestmögliche medizinische Versorgung kümmern werden.
Jaukalas Geschichte zeigt einmal mehr die schwierigen und tragischen Lebensbedingungen der Frauen in Mugu. Leider können auch wir nicht immer das Schlimmste verhindern, aber gemeinsam können wir versuchen, möglichst vielen Frauen ein Schicksal, wie es Jaukala erleiden musste, zu ersparen oder zumindest ihr Leid zu lindern.