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Eine junge Frau geht ihren Weg

Die 18-Jährige Maya Aagri erzählt von ihrer Ausbildung zur Agrartechnikerin

Maya wird Agrartechnikerin. Die junge Frau aus den Bergen Mugus ist 18 Jahre alt und hat letztes Jahr mit Hilfe eines Back to Life-Stipendiums erfolgreich ihre Mittlere Reife abgelegt. In Nepal hat sie danach zwei Optionen: Die akademische Variante, also ein Äquivalent zum Abitur, oder ein sogenanntes Vocational Training zu absolvieren, welches eher praktisch angelegt ist wie eine Ausbildung. Für beide Wege ist eine Unterstützung notwendig, da sie Schulgebühren kosten. Maya Aagri hat sich für die Ausbildung zur Junior Agricultural Technician, kurz JTA, entschieden, mit einem Schwerpunkt in Pflanzenkunde.

FÜNF JUNGE FRAUEN WERDEN VON BACK TO LIFE GEFÖRDERT

Auch Back to Life arbeitet schon seit Projektbeginn mit Agrartechnikern zusammen. Sie beraten die Kleinbauern in unseren Projektdörfern, wie sie ihre Ernte sichern, ihren Ertrag verbessern und effizienter und ökologischer arbeiten können. Neun Ausbildungen zum JTA haben wir bereits finanziert, bisher aber nur für junge Männer. Sie kehren nach der Ausbildung in ihre Heimatdörfer zurück, wo sie das neue Wissen und ihre Ortskenntnisse für alle gewinnbringend kombinieren. Wir freuen uns sehr, dass sich nun mit Maya Aagri schon fünf Frauen für diesen Weg entschieden haben, den wir gerne fördern. Vier Mädchen aus Chitwan im Tiefland, die im November 2020 ihr Training begonnen haben, werden bereits im kommenden Mai ihren Abschluss absolvieren. Maya wird das 18-monatige Training voraussichtlich 2023 beenden.

MAYA WILL GROSSES ERREICHEN

Als junge Frau aus der Dalit-Gemeinschaft war es ein mutiger und ungewöhnlicher Schritt von Maya, sich für diese Ausbildung einzuschreiben. Dalits stehen in der Gesellschaft noch unter allen anderen Kasten und werden noch immer stark diskriminiert, insbesondere die Mädchen und Frauen. Doch Maya ist fest davon überzeugt, dass Frauen Großes erreichen können. Ihre Familie zählt 5 Mitglieder und lebt vor allem von der Landwirtschaft. 6 Monate im Jahr haben sie Erträge von Reis, Mais, Hirse, Weizen und verschiedenem Gemüse. Im Rest des Jahres hilft ihr Vater bei lokalen Baustellen aus oder übernimmt Gelegenheitsjobs. Beide Eltern hatten keinen Zugang zu formaler Bildung. Mayas jüngere Geschwister, ein Bruder und eine Schwester, besuchen die von Back to Life gebaute Ratapani Schule, an der auch sie ihren Abschluss gemacht hat. Für ihre Ausbildung musste Maya von Ratapani in das 10 km entfernte Gamtha umziehen. An der Lokpriya School, wo sie ihre Ausbildung macht, gibt es zum Glück ein Wohnheim für die Schülerinnen und Schüler, in dem sie jetzt untergekommen ist. Back to Lifes Programmdirektor Dikendra Dhakal hat die junge Frau kurz nach Beginn des Ausbildungsjahres an ihrer neuen Schule getroffen.

Herzlichen Glückwunsch noch einmal zu deinem Ausbildungsplatz liebe Maya! Wie gefällt dir deine neue Schule?

Es gefällt mir sehr gut. Der Kurs ist unglaublich vielfältig. Obwohl wir nur 18 Monate im Training sind, und davon 6 im Praktikum, haben wir 11 verschiedene Fächer, angefangen von landwirtschaftlichen Techniken bis hin zu gemeindebasierten Ansätzen zur Umsetzung.

Hast du bereits ein Lieblingsfach?

Zwei Fächer gefallen mir am besten. Das eine ist Landmaschinen, Struktur und Bewässerung und das andere ist Aquakultur. Im traditionellen Acker-, Obst- und Gemüseanbau wurden traditionelle Werkzeuge und Bewirtschaftungsmethoden eingesetzt. Die Verwendung traditioneller als auch moderner Werkzeuge wurde in dem Kurs gut beschrieben. Die modernen Instrumente scheinen sehr faszinierend zu sein. Ich möchte lernen, die Mittel einzusetzen, die für das Klima und die Geografie des Hochgebirges in Mugu günstig sind. Außerdem finde ich Aquakultur ein sehr interessantes Fach, weil viele Menschen in Mugu von der Fischerei im Karnali-Fluss abhängig sind, was nicht gut für das ökologische Gleichgewicht ist. Ich habe viele Fischarten und Aquakulturtechniken kennengelernt. Ich bin gespannt, ob wir unter den geografischen und klimatischen Bedingungen in Mugu Fischzucht betreiben können.

Wieso hast du dich überhaupt für diesen Kurs entschieden?

In Mugu sind wir immer noch auf die traditionelle Art der Landwirtschaft angewiesen. Ich habe gesehen, wie hart meine Eltern arbeiten, um uns zu ernähren. Ich und meine Geschwister unterstützen sie bei allen Arbeiten auf dem Acker. Ich will die landwirtschaftlichen Techniken lernen, mit denen man höhere Erträge bei Pflanzen und Gemüse erzielen kann. Außerdem möchte ich eine gute Arbeit in der Landwirtschaft finden und andere Familien in meinem Ort unterstützen.

Und was haben deine Eltern dazu gesagt, als sie hörten, dass du Agrartechnikerin werden willst?

Meine Eltern sind sehr froh, dass ich mich für diesen Ausbildungszweig entschieden habe und dank des Stipendiums von Back to Life das JTA Training machen kann. Sie ermutigen mich, in meiner Ausbildung das Bestmögliche zu tun. Ich habe das große Glück, dass sie sehr an meinem Bildungsfortschritt interessiert sind, obwohl sie selbst keine formale Bildung erhalten haben. Sie meinen zwar, dass ich in der Gesellschaft immer noch geringe Chancen auf einen formalen Job haben werde, weil wir Dalits sind und ich noch dazu eine Frau, aber sie wissen, dass uns das neue landwirtschaftliche Wissen auch für unseren eigenen Anbau als Familie sehr helfen wird.

Wie erlebst du deine Situation als junge Dalit-Frau?

Früher war die Situation der Frauen in unserem Bezirk noch schlechter. Meine Mutter erzählt mir oft von ihren Nöten und ihrem Leben in der Vergangenheit. Als Dalit-Frau war es am schlimmsten, weil Dalits in der Gesellschaft von den so genannten höheren Kasten unterdrückt wurden und zusätzlich von den Männern zu Hause. Meine Mutter sagte mir, dass sich viele Dinge im sozialen Gefüge schon verbessert hätten. In der Gesellschaft fühle ich mich aber immer noch diskriminiert, doch ich glaube, viele Familien sind sich jetzt der Bedürfnisse ihrer Kinder, auch der Mädchen, bewusster und gehen auf sie ein. In dieser Hinsicht habe ich auch sehr viel Glück. Es macht mich aber noch traurig, dass die Leute nicht glauben können, dass wir Frauen wirklich etwas bewegen können.

Nimmt dir das manchmal den Mut?

Nein. Ich bin mir sicher, dass ich erfolgreich sein werde, wenn ich weiter hart arbeite – die nötige Unterstützung durch meine Familie und Back to Life habe ich.

Back to Life e.V.