In den abgelegenen Bergdörfern Mugus im Westen Nepals leiden junge Mädchen, Frauen und insbesondere die werdenden Mütter unter einer althergebrachten Tradition, Chhaupadi genannt. Aufgrund einer Geisterfurcht müssen die Frauen das Haus verlassen, wenn sie bluten. Nächtelang harren sie notgedrungen bei bitterer Kälte schutzlos im Wald oder im verdreckten, dunklen Kuhstall aus.
Dort müssen sie auch ihre Kinder zur Welt bringen. Alleine und ohne die leiseste Hoffnung auf medizinische Hilfe im Notfall. Auch nach der Geburt müssen sie noch tagelang mit dem Neugeborenen in dem dunklen Viehstall voller Tierfäkalien und Schmeißfliegen verbleiben. Ein offenes Feuer dient als Licht-, Wärme- und Kochquelle und füllt den fensterlosen Stall mit dichtem Qualm.
Die Mütter- und Kindersterblichkeitsrate ist eine der höchsten weltweit. Zu oft überleben Mutter oder Kind nicht. Zu viele tragen durch die katastrophal unhygienischen Bedingungen und weil sie keine medizinische Hilfe erhalten, Folgeschäden davon. Das sind Infektionen, immer wieder auftretende Blutungen, Abszesse, Gebärmutterprolaps, aber auch Lungenentzündungen, Parasitenbefall und Durchfall. Das einzige Krankenhaus der Region befindet sich in der Hauptstadt Gamgadhi und ist für 67.000 Menschen zuständig. Für viele ist es nur in mehrtägigen Fußmärschen durch die Berge erreichbar, im Notfall zu weit. Obwohl Chhaupadi seit 2017 gesetzlich verboten ist, ändert sich nichts, wenn die Bevölkerung keine Alternativen hat.
Seit über 10 Jahren setzt sich Back to Life dafür ein, die Mütter- und Kindersterblichkeitsrate in Mugu dauerhaft zu senken und den Frauen zu einer würdevollen und sicheren Geburt zu verhelfen.
Unser umfassendes Konzept der Geburtshäuser bricht keine bestehenden Traditionen, sondern bietet eine Lösung, die auch kulturell für die Menschen annehmbar ist.
In Absprache mit den örtlichen Schamanen dürfen die Frauen das Geburtshaus nutzen, insofern das Gebäude keiner lokalen Gottheit geweiht wird, die wegen des Blutes zürnen würde. Ein Geburtshauskomitee, bestehend aus Frauen und Männern des Dorfes, wird gegründet und in alle wichtigen Aufgaben eingebunden, vom Bau bis hin zum Betrieb. Damit stärken wir die Eigenverantwortung.
Dass die Hebammen in den Geburtshäusern alle selbst aus Mugu stammen, ist wichtig und richtig. Einheimische haben ein besseres Wissen über lokale Gesundheitsfragen und können die Menschen vor Ort besser betreuen.
Auch während der Pandemie halten unsere Hebammen den Betrieb rund um die Uhr aufrecht. Dafür danke ich ihnen zutiefst. Die Geburtshäuser sind wie Schutzburgen für die Frauen.
Durch eine Geburtspatenschaft sorgen Sie für sicher Geburten in Würde und Geborgenheit.
Back to Life e.V.
61348 Bad Homburg