Ein Kind, das keiner retten konnte.
Und wir haben es doch getan!
Liebe Freundinnen und Freunde,
liebe Paten von Back to Life,
hoffentlich konnten Sie den spektakulären Vollmond letzte Nacht am Himmel sehen. Ich grüße Sie herzlich mit guten Nachrichten und großem Dank aus Nepal. Viele von Ihnen haben sich unserer Spendenaktion für Schuluniformen angeschlossen und sie zu einem riesigen Erfolg für die Kinder gemacht.
Dank Ihrer großartigen Unterstützung konnten wir in den letzten Wochen 3.453 überglücklichen Kindern neue Schuluniformen und Lernmittel überreichen – und ihnen damit den Start in ein weiteres Schuljahr ermöglichen. Gerade heute, am Welttag gegen Kinderarbeit, ist das ein starkes Zeichen. Ich danke Ihnen, dass wir gemeinsam Kindheiten bewahren können.
Eines dieser Kinder ist der sechsjährige Sanjaya Rokaya – ein kleiner Junge mit einer großen Geschichte.
Ein Junge wächst über sich hinaus


Fröhlich und stolz zieht der sechsjährige Sanjaya jeden Morgen seine neue Schuluniform an und macht sich auf den halbstündigen Weg zur Schule – allein. Er überquert sogar die schwankende Hängebrücke über den Fluss in seinem Bergdorf Chhayala selbstständig. Für seinen Vater Shreelal ist das wie ein Wunder:
„Dass mein Sohn laufen und zur Schule gehen kann, ist das größte Geschenk meines Lebens“, sagt er mit Tränen in den Augen.
Die Familie Rokaya lebt mit ihren zwei Kindern und den Großeltern unter einem einfachen Dach in den entlegenen Bergen von Mugu, nahe der Grenze zu Tibet. Ihr Dasein ist geprägt von harter Arbeit auf den Feldern und einem bescheidenen Einkommen aus Shreelals Tätigkeit für die Dorfgemeinschaft.
Ohne Hoffnung
Als Sanjaya im Oktober 2018 zur Welt kam, war sein rechtes Bein stark deformiert und nur halb so lang wie das andere. Für seine Eltern, Aamkali und Shreelal, brach eine Welt zusammen. In der abgelegenen Bergregion gab es weder Zugang zu medizinischer Versorgung noch Hoffnung vonseiten der lokalen Schamanen. Man sagte ihnen, ihr Kind könne nicht geheilt werden und werde nie laufen können. Sie machten sich große Sorgen um seine Zukunft.
Als Baby und Kleinkind trugen ihn seine Eltern im Tuch auf dem Rücken und er lernte krabbeln. Aber sie fragten sich, wie es weitergehen solle, wenn er größer würde? Wie solle er die Schule besuchen? Wie einen Beruf erlernen, sich selbst versorgen? In den Hochlagen Nepals bedeutet eine körperliche Behinderung oft ein Leben ohne Perspektive und Teilhabe. Es gibt weder soziale noch medizinische Hilfen zur Unterstützung, das Schicksal macht sie zu vergessenen Menschen.
Der Wendepunkt
Doch mit Sanjaya meinte es das Schicksal anders. 2021 hielten wir eines unserer Health Camps in der Bergregion ab – und mit ihm kam Hoffnung. Unsere Ärzte diagnostizierten bei Sanjaya das sogenannte Amniotische-Band-Syndrom, eine seltene Schwangerschaftskomplikation, die zu der Fehlbildung führte.
Doch es gab eine Chance: Mit einer individuell angepassten Prothese könnte der Junge das Laufen lernen. Die Eltern wollten es kaum glauben.
Wir nutzten diese Chance. Im März 2022 begleiteten wir den Dreieinhalbjährigen und seinen Vater in ein spezialisiertes Krankenhaus in Kathmandu, mit dem wir seit Jahren zusammenarbeiten. Intensive Physiotherapie, medizinische Betreuung, Prothesenanpassung – ein langer Weg für den kleinen Jungen, der nie aufgab. Und tatsächlich: Zwei Monate später machte Sanjaya seine allerersten eigenen Schritte.
„Ich werde diesen Moment nie vergessen“, sagt sein Vater. „Mein Sohn konnte stehen und gehen – aus eigener Kraft. Jetzt wusste ich, dass alles gut werden würde.“


Schritt für Schritt gemeinsam weitergehen
Sanjaya entwickelte sich prächtig weiter. Einmal im Jahr bringen wir ihn zur Kontrolle nach Kathmandu. Als er aus seiner ersten Beinprothese herauswuchs und eine neue angepasst wurde, blieb er erneut für zwei Monate in der Hauptstadt und zeigte wieder enorme Ausdauer. Wir meldeten ihn als Gastschüler in einer Schule an, dort fand er genauso schnell Freunde wie in seiner Heimat in Mugu. Zurück in seinem Heimatdorf zeigte er stolz, wie seine Prothese mit ihm „mitwächst“.
Doch das Leben bleibt herausfordernd: Kürzlich brach etwas am Gelenk der Prothese. Unser Team vor Ort reagierte sofort, holte die Gehhilfe ab und brachte sie nach Kathmandu. Zum Glück konnte sie dort umgehend repariert werden und Sanjaya musste den weiten Weg nicht noch einmal antreten. Letzte Woche erhielt er sie zurück und läuft nun wieder jeden Morgen fröhlich zur Schule.

Ihre Hilfe verändert Lebenswege
Was mit einem Besuch bei einem Health Camp begann, ist heute eine hoffnungsvolle Geschichte über Ausdauer, Wandel und neue Wege. Doch Sanjayas Reise ist noch lange nicht zu Ende und wir werden ihn weiterhin begleiten, medizinisch betreuen und seine Schul- und Ausbildung fördern. Selbstverständlich werden wir Sie über seinen weiteren Weg informiert halten.
Das alles und noch viel mehr wird möglich, weil Sie an unserer Seite stehen und helfen.
Namaste.
Alles Liebe und Gute,
Ihre Tara Stella Deetjen