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Wieder auf die Beine kommen

Früher war das Leben von Bali Rokaya so normal, wie ein Leben in den Bergen Mugus für die meisten ist: Er gründete eine Familie, lebte mit seiner Frau, seinen Eltern und seinen vier Kindern in einem kleinen Haus. Er bemühte sich jeden Tag aufs Neue, alle sattzubekommen. Eine schwere Aufgabe mit einem selbst bewirtschafteten Feld, das eigentlich nie genug abwirft. Aber man war bescheiden und im Großen und Ganzen zufrieden. Als Bali dreißig Jahre alt wurde, änderte sich mit einem Schlag alles. Aufgrund von Wundbrand musste ihm ein Unterschenkel amputiert werden. Leider gibt es keine medizinische Dokumentation aus dieser Zeit und keiner kann mehr genau sagen, was die Gangrän ausgelöst hatte. Nichts war mehr normal im Leben von Bali. In dem Berggebiet ohne ausgebaute Straßen oder Wege ist das Dasein für ihn sehr schwierig und eingeschränkt geworden. Und dann, nur drei Jahre später, verlor er auch noch einen Teil seines anderen Beins. Damit veränderte sich das Leben des jungen Mannes und seiner Familie grundlegend. Bali, einst der Brotverdiener der Familie, konnte nicht mehr seiner Arbeit nachgehen. Wie sollten seine alten Eltern, seine Frau, seine drei Töchter und sein Sohn nun überleben? „Ich war am Boden zerstört”, erinnert sich Bali an die schwierige Zeit. Jegliche Hoffnung sei ihm durch die Amputation des zweiten Beins genommen worden. Der heute 36-Jährige war plötzlich hilflos. „Ich war wirklich niedergeschlagen, weil ich nichts tun konnte, um meine Familie zu unterstützen”, sagt er. Die Lage der Familie spitzte sich dramatisch zu. Seine Frau konnte nur mit Hilfe der Nachbarn das Feld bestellen, das nun sehr viel weniger Nahrung abwarf. Alle waren überfordert.

ENDLICH KANN DIE FAMILIE NACH VORNE SCHAUEN

Als unser Programmdirektor Dikendra Dhakal im Dezember 2021 im Rahmen unseres Trinkwasserprojektes im Dorf Saina ist, erfährt er von der schwierigen Lebenssituation Balis und seiner Familie. Back to Life überlegt nicht lange und beschließt, ihm zu helfen. Hilfe zur Selbsthilfe, die nicht nur der ganzen Familie zugutekommt, sondern Bali auch seine Würde zurückgibt. Gemeinsame Gespräche ergeben, dass Bali gerne ein Lebensmittelgeschäft im Dorf eröffnen würde, denn der nächste Markt ist weit entfernt. Bali geht mit unserem Team sein Geschäftsmodell durch und beschreibt, wie er Gewinn erwirtschaften möchte. Nachdem Bali ein Buchhaltungs- training absolviert hat, die Grundlage für einen dauerhaft profitablen Betrieb, ermöglichen wir ihm über unsere Einkommensförderung einmalig eine finanzielle Unterstützung von 100.000 Nepali Rupien, umgerechnet etwa 750 Euro. Davon kauft er die notwendige Ausstattung für sein Geschäft. Stolz richtet er seinen Laden ein, die Regale füllen sich.

EIN RICHTIGES FAMILIENUNTERNEHMEN

Es ist ein großer Moment, als Bali Anfang Februar zum ersten Mal seine Ladentür öffnet. Der Laden gibt ihm eine Perspektive, Verantwortung und eine Aufgabe. Bali kann dadurch wieder ein selbstbestimmtes Leben in Würde führen. „Früher saß ich die ganze Zeit allein zuhause, während die anderen arbeiteten. Heute kommen die Leute in meinen Laden, wo ich arbeite. Ich unterhalte mich mit ihnen und erfahre, was im Dorf und in der Welt da draußen passiert. Ich fühle mich nicht mehr allein und nicht mehr hilflos. Ich möchte Back to Life danken.” Das Ladengeschäft läuft vom ersten Tag an gut. Die Familie kann damit ihre Ausgaben für Lebensmittel, Kleidung, Schreibwaren für die Kinder und einiges mehr decken. Ein Teil bleibt sogar übrig, den Bali in den Laden reinvestiert: er soll vergrößert werden. Für den Erfolg sind auch seine Frau und die ältere Tochter mitverantwortlich. Sie helfen dabei, das Geschäft mit neuen Waren vom Markt aus der Bezirkshauptstadt Gamgadhi zu bestücken. Es ist fast ein Tagesmarsch für einen Weg. Das Ladengeschäft ist ein lukratives Familienunternehmen geworden und Bali ist wieder das Oberhaupt.

DER WEG WIRD LEICHTER

Der nächste Schritt folgt kurz darauf: ihn wieder auf die Beine zu bringen. Im März brachten wir Bali nach Kathmandu, damit er Prothesen erhalten kann. Doch bevor diese angepasst werden konnten, sollte er seine Beinstümpfe mithilfe von Physiotherapie dehnen und trainieren. Unser Kollege Dil Subba betreute und begleitete Bali jeden Tag über drei Monate. Im Mai war es dann soweit: die beiden Prothesen wurden für ihn hergestellt. Die ersten Gehversuche verliefen positiv. Schließlich konnte Bali mit zwei Beinprothesen und leichten Krücken zu seiner Familie und seinem Laden nach Mugu zurückkehren. Sein Vater und seine Tochter hatten in der langen Zeit der Abwesenheit die Geschäfte geführt. Alle waren glücklich, ihn wieder auf den Beinen zu sehen und Bali strahlte vor Glück. Er genießt es, jetzt auch wieder im Dorf unterwegs sein zu können. Seine Möglichkeiten haben sich in vielerlei Hinsicht erweitert.

EIN BESONDERES GESCHENK, EIN BESONDERER DANK

Eine Sache war Bali vor der Rückreise in die Berge noch wirklich wichtig: eine Tilahari, ein Schmuckstück, das verheiratete Frauen tragen, für seine Frau Maya zu kaufen. Das erste Geschenk, das er ihr seit ihrer Hochzeit machen konnte. „So kann ich mich endlich bei meiner Frau für ihre Fürsorge und Unterstützung in meiner schwersten Zeit bedanken.“

Wir von Back to Life bedanken uns bei unseren Unterstützern, die es uns möglich machen, dass tragische Schicksale wie das Balis die Richtung zum Guten ändern.

Back to Life e.V.