Tara Stella Deetjen
Stella Deetjen (*1970) ist eine Entwicklungshelferin aus Deutschland. Die Unterstützung von armen und ausgegrenzten Menschen durch den gemeinnützigen Verein Back to Life e.V. ist zu Stellas Lebenswerk geworden.
Leprahilfe in Indien
1994-2017
Nach einer schicksalsreichen Begegnung 1994 mit einem Leprakranken baut Stella Deetjen im Zuge einer Rucksackreise durch Asien im Alter von 24 Jahren mit 100 Dollar Startkapital im indischen Benares (Varanasi) eine Straßenklinik für Leprakranke auf. Ihre Arbeit vor Ort zielt auf die Wiederherstellung der Würde der schwer stigmatisierten Menschen und ihrer Familien ab. Von der Therapie bis zur Rehabilitation – es ist ein langer Weg für circa 200 Unberührbare zurück ins Leben, deshalb lebt Stella seit Projektbeginn vor Ort. Sie hat ein enges Vertrauensverhältnis zu ihren Leprapatienten und taucht tief in das Leben der Unberührbaren ein.
1998 wurde Stella Mutter eines mittlerweile erwachsenen Sohnes, der hauptsächlich in Indien und Nepal aufwuchs und heute in Deutschland studiert.
Die Widerstände der indischen Gesellschaft gegen die Leprahilfe sind groß, die Bessergestellten sehen die Unberührbaren als Abschaum ihrer Gesellschaft an und werfen Stella Steine in den Weg, wo sie nur können. Drohungen sowie tätliche Angriffe auf die Anfang Zwanzigjährige sind fast an der Tagesordnung. Trotzdem bleibt sie jahrelang in Indien und betreibt drei Kinderheime, in denen über die nächsten 20 Jahre 120 ehemalige Straßenkinder, insbesondere diejenigen mit Leprahintergrund, aufwachsen. Nach dem Schulabschluss werden die Jugendlichen weiterhin gefördert, damit sie eine berufliche Ausbildung absolvieren können. 2017 laufen die Projekte in Indien aus.
Aufbruch nach Nepal
2009
Stella Deetjen wendet sich Nepal zu und stellt neue Projekte auf die Beine. Indien hat sich in dem vergangenen Jahrzehnt, das sie dort verbrachte, wirtschaftlich stark weiterentwickelt ganz im Gegensatz zum verarmten Nachbarland Nepal. Stellas Ziel ist, den Menschen dort zu helfen, wo die Not am größten ist und wo ohne Hilfe von außen keine Chance auf eine Verbesserung der Lebensumstände besteht. Deshalb steht für sie schnell fest, die Herausforderung anzunehmen und in der ärmsten Gegend des Landes zu helfen, der Karnali-Region. In der Hochgebirgsregion Mugu mit einer Bevölkerung von 55.000 Menschen implementiert sie ihr neues Projekt der „Hilfe zur Selbsthilfe“ mit Fokus auf verbesserte Bildungschancen, Hygiene und Gesundheit, Umwelt- und Ressourcenschutz, Landwirtschaftsprogramme sowie Einkommensförderung.
Stella lebt mit ihrem Sohn in Kathmandu, wo er die Schule besucht. Ihr Leben teilt sich auf zwischen Projektbesuchen und den jährlichen Reisen nach Deutschland. Dort organisiert sie zahlreiche persönliche Treffen mit Unterstützern des Vereins, in den Anfangsjahren ausschließlich Privatleute und Freunde wie Bekannte. Es gelingt ihr über die Jahre, Schritt für Schritt den Kreis zu erweitern und eine solide finanzielle Basis für den Fortbestand der Projekte aufzubauen.
Erdbebenkatastrophe und Wiederaufbau
2015
Nach den verheerenden Erdbeben 2015 leistet Back to Life umgehend Hilfe vor Ort. Stella Deetjen ist zurzeit der Erdbeben in Deutschland und kann unmittelbar nach der tragischen Katastrophe in den TV-Sendungen von „Markus Lanz“ sowie „Bettina und Bommes“ Informationen aus erster Hand an die Öffentlichkeit weitergeben sowie Spenden für die Nothilfe und den Wiederaufbau generieren.
Unverzüglich beginnt ein enormes Wiederaufbauprojekt. Daneben laufen auch die anderen Projektaktivitäten weiter, eine hohe Belastung für das Team unter schwierigen Bedingungen. Insgesamt entstehen bis 2017 in Nuwakot, Chitwan und Lalitpur 10 Schulen – ein Riesenerfolg für den Verein.
Stella freut sich ganz besonders, dass Fabian Hambüchen 2016 in der ZDF Show „I can do that“ gewinnt und damit den Wiederaufbau der Grundschule in Bhaduwar finanziert. Eine persönliche Begegnung der beiden hat die großzügige Spende ausgelöst.
Gründerin der Projekte und Geschäftsführerin
Stella Deetjen ist die Geschäftsführerin des Vereins. Aufbauend auf persönlichen Empfehlungen und transparenter Berichterstattung generiert der Verein mittlerweile über 2 Millionen EUR Spendeneinnahmen pro Jahr. 75.000 Menschen profitieren heute von Back to Lifes Arbeit in Nepal. Von Kathmandu aus leitet Stella die Projektarbeit des Vereins mit einem Team von 88 Nepali-Mitarbeitern.
Meilensteine der Projektarbeit seit 2009 in Nepal:
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- 19 Geburtshäuser sorgen für sichere Geburten im Hochgebirge, wo es keine medizinische Versorgung gibt.
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- 43 Schulgebäude mit 147 erdbebensicheren Klassenräumen gebaut.
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- 4.500 Schüler mit verbesserten Ausbildungschancen.
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- Die ersten Patenkinder bestehen das Abitur, immer mehr geförderte Kinder erreichen einen Schulabschluss.
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- Saubere Energie für 1/3 der Bergregion Mugu (insges. 65.000 Menschen).
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- Health Camps für insgesamt 29.434 Menschen dort, wo es keine Ärzte gibt.
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- 13 Gemeinden an Wassersysteme angebunden und 7 weitere in Planung.
Eine Stimme für Nepal
In Deutschland ist Stella Deetjen das Gesicht des Vereins. Offiziell vertritt sie Back to Life, versteht sich aber auch als eine Stimme für die ethnischen Minderheiten, sowie für Frauen und Kinder in Nepal. Sie erscheint in verschiedenen Medien und hält auf Einladung von Veranstaltern auch private oder öffentliche Multimedia-Vorträge.
Sie war bereits zu Gast bei zahlreichen TV-Sendungen (u. a. Beckmann, Tietjen und Hirschhausen, Markus Lanz, NDR-Talkshow, Planet Wissen, Kölner Treff, Menschen hautnah, DAS!, Bettina und Bommes, 3nach9) und bei verschiedenen Radiosendungen zu hören (u.a. bei hr3- Bärbel Schäfer Live, hr2-Doppelkopf, Bayern2-Eins zu Eins, Bayern3-Mensch Theile, WDR5-Neugier genügt).
Neben vielen Artikeln in den Printmedien sind drei ganzseitige Artikel über Stella und ihre Arbeit in der FAZ in der Rubrik „Deutschland und die Welt“ erschienen: am 30.09.2004 „Stern in Benares“, am 09.03.2006 „Stimme der Ausgestoßenen“ und am 26.11.2010 „Stern der Vergessenen“. In der Ausgabe vom Dezember 2015 druckte das FAZ-Magazin das erste Kapitel ihres Buches „Unberührbar“ (Krüger Fischer) bereits vor dem Erscheinen ab.
Als besondere Momente ihres Lebens bezeichnet Stella die Begegnung mit Mutter Teresa 1997, dem Dalai Lama 1994, mehrere Zusammenkünfte mit Michail Gorbatschow 2006 sowie ein Treffen mit Papst Franziskus 2016 im Vatikan.
Auszeichnungen
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2006:„Women’s World Award“ in New York, überreicht durch Michail Gorbatschow
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2006:„Elisabeth-Norgall-Preis“, verliehen vom International Women’s Club of Frankfurt
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2007:„Goldene Bild der Frau“, verliehen von der gleichnamigen Zeitschrift
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2007:„Frauenlauf Award“, verliehen von der Österreichischen Frauenlauf GesnbR
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2015:„Holzisch Latern“, Auszeichnung des Dieburger Karnevalvereins
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2018:„Goldenes Lot“, Auszeichnung des Verbands Deutscher Vermessungsingenieure e.V.
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2019:Umweltpreis „Trophée de femmes national“ der Fondation Yves Rocher. Stella gewinnt für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
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2019:„Grand Prix International Trophée de femmes“ der Fondation Yves Rocher. Stella gewinnt mit ihren Projekten den Internationalen Umweltpreis.
2017 übernahm Stella die Schulpatenschaft im Rahmen des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ des Adolf-Reichwein-Gymnasiums in Heusenstamm und hielt dort mehrere Vorträge und Diskussionsrunden ab.
Außerdem ist Stella Deetjens Biographie und Lebenswerk in mehreren deutschen Schulbüchern verzeichnet wie z.B. in „Bausteine Grundschule“ 5/2008 vom Bergmoser + Höller Verlag.