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Ein Meilenstein: Das erste Back to Life – Krankenhaus

Back to Life stellt das erste Krankenhaus in der Vereinsgeschichte fertig – ein Netzwerk aus 19 Geburtshäusern und einem Mutter-Kind-Krankenhaus entsteht.

Im August 2022 hat Back to Life die Genehmigung für ein Großprojekt erhalten, das es so vorher in unserer Geschichte nicht gegeben hat: den Bau und die Einrichtung eines Mutter-Kind-Krankenhauses für die Karnali-Region, der ärmsten Provinz Nepals. Zwar haben wir in den letzten zehn Jahren bereits 15 Geburtshäuser in Mugu aufbauen, einrichten und betreiben können sowie den Bau vier weiterer begonnen, aber ein Krankenhausgebäude dieser Größe bedeutet auch für uns Neuland.

Unser Angebot für Mutter und Kind

Am 18. Februar 2024 wurde das zweistöckige Gebäude samt entsprechender medizinischer Geräte eröffnet und an die Gemeinde Birendranagar übergeben. Birendranagar ist mit 150.000 Einwohnern Nepals 17. größte Stadt und die größte der Karnali-Provinz, zu der auch das Hochgebirgsdistrikt Mugu zählt. Das Back to Life -„Women and Children´s Hospital“ wurde an das Provinzkrankenhaus in Birendranagar angeschlossen und wird nun nach eigen erstelltem Plan von der Gemeinde weiterbetrieben. Wie auch bei anderen Back to Life-Projekten zählt hier der Gedanke der Hilfe zur Selbsthilfe.

Besonderer Fokus des klinischen Angebots in der Mutter-Kind-Abteilung ist die Intensivpflege von Frühchen und Neugeborenen. Darüber hinaus sind Stationen für Geburtshilfe, reguläre Vor- und Nachsorge sowie Behandlungsmöglichkeiten für schwere Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder spezielle Notfalldienste Teil der Einrichtung. Weitere Präventivmaßnahmen wie Krebsvorsorge, Impfungen oder Aufklärung zu Verhütungsmethoden, Familienplanung und Ernährungsweisen sind außerdem Programm.

Wie dringend der Bedarf war, zeigte sich schon in vorherigen Gesprächen mit der Stadt. Zwar wurde ein Förderprogramm aufgestellt, das den Schwangeren einen kostenlosen Fahrdienst zum Krankenhaus sowie eine finanzielle Unterstützung bietet. Spätestens nachdem durch die Maßnahmen immer mehr Patientinnen das städtische Krankenhaus aufgesucht hatten, wurde jedoch klar: Die medizinische und räumliche Ausstattung war prekär und der Platz für die Bedürfnisse der Schwangeren, der Mütter und Kinder nicht ausreichend.

Unser Ziel: die Mütter- und Kindersterblichkeitsrate senken

Nepal gehört bis heute zu einem der Länder mit der höchsten Müttersterblichkeitsrate der Welt. Gemeint ist damit die Anzahl von Todesfällen, die sich während der Schwangerschaft oder innerhalb von 42 Tagen nach der Geburt ereignen.

Laut Weltgesundheitsorganisation sind postnatale Blutungen weltweit die Hauptursache für Todesfälle während und nach der Geburt, insbesondere in strukturschwachen Ländern wie Nepal. Nicht nur sind diese Tode für Familie und Gesellschaft im äußersten Maße tragisch, sie lassen sich vielfach durch rechtzeitige Untersuchungen, hochwertige Geräte und entsprechende Notfallsorge vermeiden.

Ein sicherer Versorgungskreislauf

Auf einer Grundfläche von 566 m2 bietet das erdbebensicher gebaute Krankenhausgebäude 24 Räume einschließlich der Sanitäranlagen. Angeschlossen ist außerdem eine Krankenhausapotheke, um die reibungslose Versorgung mit medizinischem Material und Medikamenten sicherzustellen. Es gibt getrennte Toiletten und Waschräume für Personal, Patienten und Besucher. Sämtliche Sanitäranlagen sind gemäß der Vorgaben des National Standard for WASH (Water, Sanitation, and Hygiene) konstruiert und ausgestattet. Die Wasserversorgung wird durch das städtische Wasserwerk sichergestellt. Es gibt fließendes Wasser für Waschbecken und Toilettenspülungen. Für die Beseitigung der medizinischen Abfälle befolgt die Stadt die Richtlinie des nepalesischen Gesundheitsministeriums zur Abfallbewirtschaftung im Gesundheitswesen.

Eine neue Hoffnung für die Frauen der Berge

„Mit bald 19 Geburtshäusern bieten wir den Frauen in der Bergregion Mugu sichere Geburten, Vor- und Nachsorge sowie Aufklärung über Mutter-Kind-Gesundheit an. Doch wenn eine komplizierte Geburt und damit Lebensgefahr für Mutter oder Kind droht, müssen die Hebammen die Schwangere schnellstmöglich an ein Krankenhaus ins weit entfernte Tiefland überweisen. Das birgt enorme Risiken, da die Wege saisonbedingt kaum befahrbar sind und teilweise nur per Flugzeug zu bewältigen sind. Mit dem Bau des Mutter-Kind-Krankenhauses am Fuß der Berge in Birendranagar schließen wir eine Lücke für die Frauen in den abgelegenen Bergregionen. Medizinische Hilfe wie ein Kaiserschnitt wird im Notfall in Birendranagar durch die Anbindung an den Karnali Highway leichter erreichbar sein als bisher. Der Weg ist nicht mehr so weit und rund ums Jahr befahrbar. Das ist ein Meilenstein, ein großer Schritt nach vorne.

Gleichzeitig freue ich mich über die Bereicherung, die das Krankenhaus in Verbindung mit den Geburtshäusern für die Mutter-Kind-Gesundheit in den Bergen Nepals bedeutet: intensive Aufklärungskampagnen, Möglichkeiten zur Diagnostik bei Risikoschwangerschaften und insbesondere von Frauenkrankheiten sowie deren medizinische Behandlung. Die Frauen erfahren so immer mehr Selbstbestimmung. Ein großes Lob geht an mein nepalesisches Team vor Ort, das eine wirkliche Meisterleistung vollbracht hat. Mein Dank gilt außerdem unseren Sponsoren, die diesen Erfolg überhaupt erst möglich gemacht haben – eine Hoffnung für weitere mögliche Projekte in Karnali.“

Stella Deetjen

Back to Life e.V.