Wie wird aus einer jungen Frau ein beeindruckendes Vorbild?
Man könnte mit der Erklärung morgens um 5 Uhr anfangen. Dann, wenn Hansa Devi aufsteht, Wasser aufsetzt und „ihren“ 24 Kindern Tee kocht. Wenn sie die Kinder weckt, sie zum Bettenmachen und Kehren anweist und mit einigen von ihnen das Frühstück für alle bereitet. Man könnte auch im Unterricht anfangen. Wenn Hansa mit selbst angeeigneter Gebärdensprache die 24 gehörlosen oder stark hörgeschädigten Kinder in der Schule mit angeschlossenem Hostel unterrichtet und betreut. Egal, wann man beginnt, Hansa ist eine bemerkenswerte junge Frau. Eine Frau, die selbst ein schweres Schicksal überwinden musste und sich vielleicht gerade deshalb für die einsetzt, die noch weniger Chancen haben als andere.
Mit dem Verlust wächst ihre Stärke
Hansas ergreifende Geschichte beginnt – wie so häufig – mit einem gesundheitlichen Problem. Als Fünfjährige klagt sie über Schmerzen und Schwellungen im rechten Fuß, die nur notdürftig behandelt werden und sich dann über die Jahre verschlimmern. Die Familie hat kein Geld, um sie ins Tiefland zu bringen. Erst 10 Jahre später erreicht sie Kathmandu, doch da ist es bereits zu spät. Das Bein muss amputiert werden. Auf einer Prothese kehrt Hansa nach Mugu zurück. Sie lässt keine Trauer zu, gibt nicht auf, zieht sich nicht zurück. Ganz im Gegenteil. Sie besucht weiterhin die Schule.
Herausforderung als Traumberuf
Als sie in der 12. Klasse ist, hört sie, dass in Gamgadhi eine Leitung für die Gehörlosenschule dringend gesucht wird. Da die Bezahlung schlecht ist, bewirbt sich niemand um den Posten. Hansa hingegen nimmt noch während ihrer Schulzeit die Herausforderung an. Die Bedingungen sind mehr als dürftig, es fehlt an allen Ecken und Enden. Das Hostel ist noch nicht einmal mit dem Notwendigsten ausgestattet. Mit einer Doppelbelastung aus eigenem Abitur und Leitung der Gehörlosenschule startet Hansas Projekt, das ihr schnell zur Herzensaufgabe wird.
„Eigentlich bin ich Mutter von 24 Kindern, Gebärdensprachlehrerin, Köchin, Putzfrau, Hausmeisterin, Wachdienst und vieles mehr“, sagt Hansa, wenn sie an ihre Aufgabe denkt. Sie ist Tag und Nacht für die Kinder da und möchte keinen anderen Job machen.
Back to Life wird aktiv
Als wir Hansa 2010 kennenlernen ist klar, dass die Kinder Hilfe brauchen, aber auch sie. So beginnt unsere vielseitige Unterstützung: Hansas veraltete und Wunden schürfende Prothese muss dringend erneuert werden, Back to Life fliegt sie in den Schulferien aus und lässt sie sowohl behandeln als auch eine neue Prothese anfertigen. Hansa kann danach schmerzfrei laufen und sich viel besser bewegen. Auch den Kindern wird geholfen.
„Back to Life hat immer resultatorientiert gedacht und gehandelt. Nun leben die Kinder in einer sauberen Umgebung und wir sind mit vielen Einrichtungsgegenständen im Wohnhaus und der Küche ausgestattet. Alle schlafen in ordentlichen Betten, wir besitzen eine anständige Toilette und für jeden die wichtigsten Dinge des täglichen Gebrauchs. Die Situation der Kinder hat sich deutlich verbessert. Wir fühlen uns nicht mehr alleine gelassen.“
Ihre Botschaft: sei glücklich und positiv
Bis heute haben bereits 10 Kinder die Schule mit Abschluss beendet – ein riesengroßer Erfolg! Hansa ist mittlerweile knapp 30 Jahre alt und mit einem nepalesischen Journalisten verheiratet, sieht ihren Mann aber nur selten, da sie bei „ihren“ Kindern lebt. Was sie der Welt zu sagen hat: „Es gibt keinen Grund, dass man sich seiner Behinderung schämt. Niemand in dieser Welt ist perfekt. Also, seid glücklich und positiv!“ Dem können wir uns nur anschließen und Hansa für ihren Mut, ihr Herz und ihre positive Ausdauer bewundern. Auf die nächsten 10 Jahre.