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Mangal Rokaya erfindet sich neu

Eigenständig trotz Behinderung

In Mugu, einer abgelegenen Bergregion im Nordwesten Nepals, bedeutet eine Behinderung nicht selten den Tod – zwar nicht unbedingt den tatsächlichen, aber doch den sozialen. Gerade für Männer, die traditionell als Versorger gelten, ist es schwer, wenn sie wegen ihrer Behinderung keine Familie aufbauen und ernähren können.

Die Geschichte des heute 30-jährigen Mangal Royaka trotzt diesem Schicksal nur so: Als Kleinkind erkrankte Mangal an Polio, eine Krankheit, die seine Familie erst Jahre später identifizieren konnte. Weil ein Familienmitglied ihn täglich auf dem Rücken trug, konnte Mangal trotz der schweren Krankheit bis zur 10. Klasse die Schule besuchen. Da der Schulweg zur Sekundarschule dann aber zu weit wurde, musste er seine Schullaufbahn abbrechen.

Auf einmal war er dazu verdammt, drinnen zu bleiben und das Haus sowie die Kinder in seiner Großfamilie zu hüten. Laufen konnte er schließlich nicht, nur auf den Knien kriechen.

Mangal ließ sich aber nicht entmutigen. Er entdeckte seine Leidenschaft für das Reparieren und begann, alte und weggeworfene Dinge zu sammeln und damit Radios zu reparieren. 2019 kam unser Patenschaftskoordinator Dil Subba auf einer Projektreise durch Mangals Dorf und lernte ihn kennen. Dil war von Mangals außergewöhnlichem Tatendrang fasziniert. Sofort beschloss Back to Life, ihn im Sinne der „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu unterstützen.

Ausbildung und Unternehmergeist: Mangal repariert alles – auch sein Leben

Mangal bekam einen 3-monatigen individuellen Reparaturkurs für Mobiltelefone finanziert, den er voller Enthusiasmus von April bis Juli 2020 in der Provinzhauptstadt Gamgadhi absolvierte. Währenddessen lernte er auch, mit Computern umzugehen. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern erstellte er dann einen Geschäftsplan. Infolgedessen erhielt er eine Starthilfe sowie einen Laptop, um ein in der Region vorher noch nie dagewesenes Reparaturgeschäft in seinem Heimatdorf Hyanglu zu eröffnen. Dank des Geschäfts kann Mangal seinen Lebensunterhalt selbst verdienen und damit eigenständig leben.

In seinem Laden repariert er nicht nur Mobiltelefone, Radios und andere elektronische Geräte, sondern spielt auch Musik, Bilder und Filme auf die Handys seiner Kunden. Sein Geschäftsplan geht auf, sein Laden ist bestens frequentiert und erlaubt es ihm sogar, in neue Werkzeuge und Ausrüstung zu investieren.

Mittlerweile bildet Mangal sogar Jugendliche aus seiner Bergregion aus. Der Magistrat der Region finanziert die 45 bis 60 – tägigen Kursen, außerdem auch eine gute Aufwandsentschädigung für Mangal.

Die große Liebe

2021 nimmt Mangals Leben eine erneute Wendung: Er lernt die fünf Jahre jüngere Kamala kennen, und verliebt sich sofort. Die Faszination ist beidseitig. Kamala ist von Mangals Erfolg, seinem Charisma und seiner Arbeitsmoral sehr beeindruckt. Schnell heiraten die beiden.

Um Mangals Laden kümmern sich die glücklich Vermählten nun zusammen. Damit Kamala gut helfen kann, schulte ihr Mann sie im Umgang mit Computern. Doch Mangals Ziele kennen keine Grenze: Von seinem mühsam Ersparten kauft er einen Drucker, um Dokumente für seine Kunden zu erstellen. Für solche Dienstleistungen ist die Nachfrage in den Bergen hoch, weil viele selbst nicht lesen und schreiben können und von denen, die es können, die wenigsten einen Laptop besitzen.

Mangals und Kamalas grenzenloses Glück

Am 9. Juni 2022 werden Kamala und Mangal überglückliche Eltern der kleinen Aarakshya, was zu Deutsch Beschützerin heißt. Die Geburt findet komplikationslos im Back to Life-Geburtshaus in Gamtha statt.

Aus drei Familienmitgliedern werden zwei Jahre später schon vier, denn Mangals und Kamalas zweite Tochter Sujata kommt am 05. Juli 2024 gesund zur Welt.  Mit einem Stück Land, das im Nachbarort Majhchaur frei wurde, erfüllten sich alle Träume der jungen Familie. Mithilfe von Back to Life erwarb Mangal das Grundstück, um seiner Familie ein Eigenheim zu ermöglichen. Unser Back to Life-Bauingenieur legte in seiner Planung besonderen Wert auf die Barrierefreiheit im Haus. Das Ergebnis zählt drei Zimmer, ein bestens ausgestattetes Bad und eine Terrasse – ein wahres Modellhaus. Insbesondere die neue Toilette ist für Mangal ein Segen. In der vorherigen Mietwohnung war es für ihn wegen seiner Behinderung eine Qual, die Toilette am Boden zu nutzen.

Nachdem er mit seiner Familie im August 2024 das Haus bezogen hat, kann er alle Sorgen hinter sich lassen. „Am wichtigsten ist, dass ich eine wunderbare Familie und nun ein eigenes Haus habe. All das wurde durch die Unterstützung von Back to Life möglich“, betont er später.

Die Geschichte von Mangal ist eine Inspiration für alle: Er hat die Hürden in seinem Leben tapfer genommen und sich sein Schicksal wortwörtlich repariert. So wurde er zu einer schillernden Figur in seiner Dorfgemeinschaft. Das gesamte Back to Life-Team freut sich von ganzem Herzen mit Mangals Familie und wir sind gespannt auf das, was die Zukunft für sie bereithält.