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Kinderehe verhindert!

Der schönste Tag im Leben… muss manchmal verhindert werden

Wenn in Nepal geheiratet wird, ist das ein großes Fest. Auch wenn es für Kinderbräute eigentlich ein trauriger Tag ist, der ihre Chancen auf ein besseres Leben meist von jetzt auf sofort beendet. Über unsere Aufklärungsarbeit gelingt uns aber immer häufiger ein Erfolg. Dabei haben wir mutige Verbündete – die Kinder selbst!

Unerschrocken
Sirjana ist ein unerschrockenes junges Mädchen, das unseren Aufklärungsunterricht gegen Kinderehen verinnerlicht und richtig gehandelt hat. Als ihre 13jährige Freundin Rakshya ihr nämlich anvertraut, dass ihre Hochzeit mit dem 14jährigen Nachbarsjungen bevorstehe, macht sie sich große Sorgen. Die Hochzeit würde für Rakshya bedeuten, dass sie sofort die Schule beenden und im Haushalt der angeheirateten Familie arbeiten muss. Auch das kleine familieneigene Feld wird sie dann bestellen müssen, statt zu lernen. Damit sind alle Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben dahin. Keine ausreichende Bildung, kein ordentlicher Schulabschluss, keine Aussicht auf einen richtigen Job und die Verbesserung der Lebensverhältnisse. Gerade in den ärmeren ländlichen Gebieten ist das nach wie vor akzeptierte Tradition, die es zu brechen gilt. Sirjana ist eines der Kinder, die dafür eintreten.

Konsequent
Die Elfjährige besucht die 5. Klasse der Thakaltar Schule in unserem Projektgebiet Chitwan und geht mit ihrer Mutter regelmäßig zu den monatlichen Treffen der Spargruppe, die von Back to Life initiiert wurde. Wo sich die Frauen über Finanzen, die Schulbildung ihrer Kinder, Hygiene, landwirtschaftliche Anbaumethoden und viele andere Themen und Probleme austauschen, wurden sie von unseren Sozialarbeitern auch immer wieder über die Folgen der Kinderheirat aufgeklärt und aufgefordert, ihre Kinder die Schulausbildung beenden zu lassen. Beim nächsten Treffen erkennt Sirjana ihre Chance und weiht unseren Teamkollegen in die Hochzeitspläne ein. Von ihm bestärkt, fordert sie die dort versammelten Frauen in einem flammenden Appell auf, diese Kinderheirat zu verhindern. Aber die Reaktion der Frauen ist zurückhaltend. Die Tradition steckt nach wie vor in den Köpfen. Sirjana lässt sich davon nicht entmutigen und spricht jede einzelne an, ihre Meinung zu formulieren. Und siehe da: keine der anwesenden Frauen ist für die Verheiratung.

Zielführend
Das reine Lippenbekenntnis ist der jungen Aktivistin aber nicht genug. Sie bringt die Frauen, darunter Rakshyas Tante, dazu, zusammen mit unserem Teamkollegen noch einmal mit Rakshyas Mutter zu sprechen. Diese zeigte sich ebenfalls zunächst sehr verschlossen, was das Thema angeht. Zwar ist sie nicht begeistert von der geplanten Heirat, aber wie alle anderen nimmt sie die bisherige Praxis als selbstverständlich hin ohne sie zu hinterfragen. Trotz vielfacher Aufklärung wird den Frauen der Zusammenhang zwischen früher Heirat, mangelnder Bildung, Abhängigkeit, schwerer Arbeit, vielfacher Geburt und späteren körperlichen Beschwerden erst allmählich klar.

Nach eindringlichem Appell lässt sich die Mutter überzeugen und stellt sich hinter ihre Tochter. Die Hochzeit wird abgesagt, Rakshya kann weiter die Schule besuchen und ihren Abschluss machen. Sie möchte vielleicht einmal Lehrerin werden, jetzt hat sie die Chance dazu.

Zukunftsweisend
Dieser Erfolg ist Sirjana ein Antrieb: Zusammen mit den Kindern des von Back to Life organisierten Jugendclubs startet sie eine Kampagne „Gegen Kinderheirat und Schulabbruch“. Dazu sagt ihre Mutter: „Ich bin sehr stolz auf meine Tochter. Sie ist sehr stark und klug. Ich hoffe, dass die Schulausbildung ihr helfen wird, später eine gute Arbeit zu finden und ein gutes Leben zu führen.“

Wir sind davon überzeugt, dass sie es schaffen wird. Denn heute ist Sirjana 16 Jahre alt und steht kurz vor ihrem Abschluss der mittleren Reife.

Back to Life e.V.