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Im Gespräch mit Dikendra Dhakal und Achyut Paudel

Dikendra Dhakal (Programm-Direktor Back to Life Nepal) und Achyut Paudel (Finanz-Direktor Back to Life Nepal) sind seit der ersten Minute an Stellas Seite. Wir schauen zurück auf die letzten Jahre.

Wie habt Ihr Stella, die Ihr in Nepal Tara nennt, kennengelernt und was brachte Euch dazu, ihr – als Fremde in Eurem Land – Vertrauen zu schenken?

A: 2008 wurden wir einander vorgestellt. Tara hatte da bereits die Idee, in Mugu zu helfen und so reisten wir gemeinsam dorthin, verschafften uns einen Überblick und schlossen uns zusammen. Kurz darauf starteten wir unsere ersten Projekte.

D: Wir haben viele Gespräche mit Tara geführt und gemerkt, dass wir als Nepali bei Back to Life wirklich eine Stimme haben. Wir haben uns ermächtigt gefühlt und nicht nur als Angestellte am Ende der Befehlskette. Mit Back to Life können wir die Umstände in unserem Land nachhaltig zum Positiven verändern. Tara versteht unsere Kultur durch und durch. Äußerlich ist sie eine Deutsche, ihr Herz und ihre Seele sind Nepali, wenn nicht sogar global.

Habt Ihr damit gerechnet, dass Back to Life in Nepal so erfolgreich wird oder hat Euch die Entwicklung überrascht?

A: Wir haben uns alle nicht getraut, so groß zu träumen. In den letzten Jahren sind wir viel schneller und größer gewachsen, als wir je geglaubt hätten. Tara hat einen starken Willen. Alle Ziele, die sie anstrebt, erreicht sie. Nach dem Erdbeben hat sie viel mehr Spenden gesammelt als erwartet und wir konnten 10 Schulen im Erdbebengebiet bauen. Das war ein sehr wichtiger Meilenstein. Dasselbe wiederholte sich in der Corona-Krise als Nepal zeitweise als das am meisten betroffene Land weltweit galt.

Was sind für Euch die Meilensteine von Back to Life?

D: Der Erfolg unseres Geburtshaus-Projektes in Mugu ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte von Back to Life. Diese innovative Idee in dem abgelegenen Gebiet etablieren und den Menschen einen Ausweg geben zu können, mit Rücksicht auf ihre kulturellen Gegebenheiten.

Wenn Ihr zurückblickt, welcher Moment in der Geschichte von Back to Life ist Euch ganz besonders im Gedächtnis geblieben?

A: Für mich ist es unvergesslich, dass wir drei uns getroffen haben und das Schicksal uns zusammengeführt hat, um Menschen in Not zu helfen.

D: Da stimme ich voll und ganz zu!

Wie schätzt die nepalesische Regierung die Arbeit von Back to Life ein? Werden Euch Steine in den Weg gelegt?

D: Unsere Arbeit in den abgelegenen Gebieten, die dort deutliche Spuren zur Verbesserung der Infrastruktur und damit der Lebensbedingungen hinterlässt, wird von offizieller Seite hochgeschätzt. Es ist ungleich schwieriger, im Hochgebirge Projekte durchzuführen als im Tiefland. Daher wurden wir bereits mehrfach ausgezeichnet und unsere Arbeit findet immer wieder lobende Erwähnung in den Ministerien sowie in den lokalen Medien. Steine werden uns nicht in den Weg gelegt, wenngleich der bürokratische Weg vom Projektvorschlag bis zu dessen Erlaubnis zur Implementierung anspruchsvoll ist.

„Wir haben uns nicht getraut, so groß zu träumen.“

Was sagen Eure Familien zu Eurer Tätigkeit bei Back to Life? Ich frage deswegen, weil Eure Arbeit zeitaufwändiger ist als ein normaler Job und die Reisen nach Mugu risikoreich sind.

D: Meine Familie vermisst mich oft sehr. Besonders während der Festivals – und in Nepal haben wir viele Festivals. Gleichzeitig verstehen und unterstützen sie mich. Auch wenn ich in den Bergen von Mugu unterwegs bin und nicht mit ihnen telefonieren kann oder wenn ich mal wieder bis spätnachts arbeite.

A: Bei mir ist es dasselbe. Meine Familie unterstützt und vermisst mich. Sie sind aber auch gleichzeitig stolz, da ich mit meiner Arbeit viele Leben rette. Unsere Frauen halten uns den Rücken frei und unsere Kinder erhalten eine ganz neue Perspektive auf das Leben und seine Möglichkeiten!

Eure Arbeit ist sehr erfolgreich. Jedoch gibt es auch eine Kehrseite. Was hält Euch im Gleichgewicht, wenn Ihr auf tragische Schicksale trefft?

A: Wir wissen, dass wir immer über 100 Prozent und unser Bestes geben. Wenn etwas Schlimmes passiert, nehmen wir das an. Es gibt Dinge im Leben, die sind so und die akzeptieren wir – ohne Widerstand.

Habt Ihr jemals darüber nachgedacht aufzuhören?

A: Nein, niemals. Ich liebe es sehr, für Back to Life zu arbeiten. Wir bauen Schulen, Geburtshäuser und Wassersysteme, retten Leben und das gibt uns ein gutes Gefühl, das uns nachts zufrieden durchschlafen lässt.

Was ist die größte Stärke von Back to Life? Inwiefern unterscheidet sich Back to Life von anderen Organisationen?

A: Wir beide haben bereits für andere Organisationen gearbeitet und spüren dadurch den Unterschied umso deutlicher. Back to Life führt keine Schreibtischprojekte durch, die im Westen konzipiert und dann Nepal übergestülpt werden, sondern unsere Projekte wachsen aus den Bedürfnissen und den Möglichkeiten unseres Landes und unserer Kultur heraus. Um es modern auszudrücken: Wir sind organisch gewachsen und ein Projekt greift ins andere, zusammen ergeben sie das große Ganze, was Back to Life heute ausmacht.

D: Unsere Programme sind eine wundervolle Kombination aus Herz und Verstand. Wir sind sehr flexibel und helfen den Bedürftigen dadurch, dass wir Grenzen überschreiten, vor denen andere zuvor zurückgeschreckt sind. Es sind unser Herz und unsere Leidenschaft, die uns besonders machen.

Was würdet Ihr arbeiten, wenn Ihr nicht bei Back to Life wärt? Was wäre Eure andere Leidenschaft?

D: Das ist aber jetzt nur eine rhetorische Frage. Ich bleibe auf jeden Fall bei Back to Life. Ansonsten wäre ich an einem friedlichen Ort, würde lesen und Bücher schreiben.

A: Ich kann mir mein Leben ohne Back to Life nicht vorstellen. Das ist mein letzter Job! Wir drei wachen jeden Morgen mit Back to Life auf und gehen mit dem Gedanken an Back to Life schlafen. Wir sind Back to Life und wir leben Back to Life!

Vielen Dank, Achyut und Dikendra, für das offene Gespräch!

Back to Life e.V.